Es ist wohl gerecht zu sagen, dass für ein Land, das sich überwiegend darauf verlässt, das Menschen Ferien machen – Griechenland, kurz davor war dieses im Juni und Juli für viele Urlauber zu ruinieren. Die gesamte Eurozone balancierte auf Messersschneide als ein vollständiger Staatsbankrott und ein griechischer Ausstieg aus dem Euro („Grexit“) immer wahrscheinlicher schien. Es wurde schnell befürchtet, dass andere schwächere europäische Staaten angesteckt werden könnten und die Finanzmärkte begannen zu zittern, als das gerade wieder erwachte Vertrauen (aber immer noch zerbrechlich) in die europäische Wirtschaftserholung in der heißen Sommersonne dahin schmolz….
Es ist daher auch keine Überraschung, dass inmitten dieser Ungewissheit und in Verbindung mit schockierenden Verlusten auf dem chinesischen Aktienmarkt, sowie einer wahrscheinlichen Rückkehr des iranischen Öls auf den Weltmarkt, auch die Ölpreise abstürzten. Ende Juni wurde Brend Rohöl zu $61 per Barrel gehandelt, aber am 5. Juli war es auf $55,– gefallen, mit Höchstverlusten von $3,– pro Barrel in den dazwischen liegenden Tagen. Solche plötzliche Instabilität – wenn auch vorhersehbar – erwischte zahlreiche Käufer und Verkäufer kalt, da sie am Ende einer im Allgemeinen stabilen Preisperiode für Öl entstand. Doch alles in allem, ist eine Preissenkung von 10% in 5 Arbeitstagen nachdem der Preis für die meiste Zeit des Aprils, Mais und Junis um $ 65,– lag, akzeptabel.
Es ist also wieder Griechenland, das die Preise der Weltmärkte unverhältnismäßig beeinflusst hat. In der Ölwelt ist Griechenland ein kleiner Fisch, mit einem Verbrauch von nur 1,5% des europäischen Gesamtölverbrauchs. In Volumen ist Griechenlands täglicher Ölverbrauch ungefähr genauso hoch wie Exxons tägliche UK Produktion (300.000 Barrels) in seiner Fawley Raffinerie in der Nähe von Southampton. Und mit nur 4 kleinen Raffinerien am Rande Europas, spielt Griechenland keine Rolle in der europäischen Ölversorgungskette, im Gegensatz zu einem ungefähr genauso großen Land wie Belgien, das das Tor zum europäischen Markt ist. Aber wie immer liegt das Problem im Vertrauen (oder eher gesagt am fehlenden Vertrauen) in die Aussichten Europas nach einem griechischen Zusammenbruch. Sicherlich würde das Verschwinden des griechischen Öls einige hochgezogene Augenbrauen verursachen, aber eine Krise die potentiell Italien, Spanien, Portugal und vielleicht einige der nordeuropäischen Staaten (Irland, die kleineren baltischen Staaten) mit sich zieht? Das wäre sicherlich eine große Katastrophe und würde definitiv zu einer drastischen Reduktion des Ölverbrauchs führen. Und das alles nach 3 Jahre eines anämischen/Nullverbrauchswachstume in den meisten Teilen Europas.
In Griechenland allerdings sähe ein post-Grexit Situation düster aus. Die Rückkehr der Drachmen würde Touristen günstige Ferien bescheren, aber es wäre ein Armageddon in der Ölwelt. Die heimische Rohölproduktion in Griechenland ist circa 2.000 Barrels pro Tag (bpd), was bedeutet, dass Griechenland zu 99% von Ölimporten für seinen 300.000 bpd Verbrauch abhängig ist. Können Sie sich ein post-Grexit Griechenland vorstellen? Wie viele Drachmen würden benötigt um die genug Öl zu kaufen um Griechenland geheizt, mit Strom versorgt und in Bewegung zu halten? Die Antwort ist keine, denn Ölhändler würden die Drachme nicht als Zahlungsmittel akzeptieren. Das bedeutet ohne Zugang zum Euro oder zum Dollar würde das Öl nicht mehr fließen und innerhalb einer Woche, gäbe es keine Nahrungsmittel mehr in den Geschäften, selbst wenn es auf den Felder wächst, denn es gäbe keine Transportmöglichkeiten mehr, oder Krankenwagen, oder Polizeiautos oder einfach nur Arbeiter, die mit dem Auto zur Arbeit kommen. Und das ohne auch nur die Stromversorgung zu erwähnen, 20% wird durch Öl und 60% durch Gas gesichert, und beide werden importiert.
Dies alles erklärt vielleicht die Kehrtwendung der griechischen Regierung, als sie den EU Deal, den sie nur 5 Tage zuvor scheinbar per Referendum abgelehnt hatte, akzeptierte. 2 Monate lang spielten Alex Tsipras und seine Syriz- Parteikollegen mit harten Bandagen mit der EU, IWF und der Weltbank und oft spielten sie sogar die drei Organisationen in Perfektion gegeneinander aus. Das Referendum schien sogar ein genialer Meisterstreich, der gleichzeitig die griechischen Kreditgeber auf dem falschen Fuß erwischte, während er zuhause massive politische Unterstützung einbrachte. Und doch, nur eine Woche nach dem durchschlagend erfolgreichen Referendum, stimmte Herr Tsipras so ziemlich allem zu, was die EU einen Monat zuvor bereits vorgeschlagen hatte. Die meisten Beobachter würden wohl sagen, das am Ende die Vernunft gesiegt hat – die Griechen realisierten, dass der ökonomische und soziale Zusammenbruch an der Ecke lauerte, während die Kreditoren entschieden, dass einige versöhnliche Änderungen hinsichtlich der Schuldenzahlung, sie in einem besseren Licht erscheinen lassen würde. Wir bei Portland, beurteilen die Situation aber aus einem etwas anderen Blickwinkel, und von dort aus, scheint die Krise bei weitem nicht vorbei sondern sie nimmt nur eine Auszeit. Scherzhaft betrachtet, hatte es wohl tatsächlich wirklich nur mit den Ferien zu tun! In einem Land, das Ferien sehr wichtig nimmt, haben die Hauptspieler scheinbar entschieden, dass es Zeit ist an den Strand zu gehen, bevor die verfluchten Verhandlungen auch noch den August ruinieren. Ökonomie, Finanzen und Energie sind sicherlich wichtig, aber sicherlich sollte nichts über die Ferien triumphieren!