Ölmarktbericht Januar, 2015

Prognosen, Prognosen, Prognosen! Portland konzentriert sich normalerweise zu diesem Zeitpunkt im Jahr auf die Entwicklung der Ölpreise in den nächsten 12 Monaten, aber kümmert es nach der großen Pleite des letzten Jahres (“ die Preise werden stabil bleiben”, “verlassen Sie sich nicht auf einen grossen Preisverfall”, etc, etc!), wirklich irgend jemanden, was wir denken? Natürlich möchten wir darauf hinweisen, dass wir die letzten 5 Jahre, bis 2014, ziemlich genau richtig lagen, aber wie jeder Spieler weiβ, ist ein Informant nur so gut wie sein letzter Tip und auf dieser Basis verzichten wir darauf, zu viele gewagte Vorhersagen zu machen. Sehen wir den Tatsachen ins Auge, wir wissen nicht, wie sich die Preise entwickeln werden, aber auch niemand anders weiβ es.

Trotzdem seien Sie versichert, das weiterhin Vorhersagen aus anderen Richtungen kommen werden;  denn es gibt keine Knappheit an Informanten auf höchster Ebene, von denen viele während der letzten 3 Monate Unrecht hatten. Anfang November prophezeite BNP Paribas zuversichtlich, dass die Ölpreise wahrscheinlich bis Weihnachten wieder bei $95,– liegen werden (sie waren unter $60,–). In November deutete die „International Energy Agency“ an, dass sich die Ölproduktion in 2015 erhöhen wird um dann allerdings Anfang Dezember vorzuschlagen, dass sie abnehmen wird. Die Topprognose kam allerdings diesen Monat von den Genies bei Goldman Sachs, die erklärten, dass ihre Vorhersage für dieses Jahr ein Preis von $50,– per Barrel wäre. Erstaunlicher war aber die Tatsache, dass nach dieser Bekanntmachung durch Goldman (die Preise werden niedrig sein – Schluck… Schock, Horror) die Ölmärkte direkt reagierten (nach unten). Jemand muss mir das erklären! Warum würde irgend jemand, der Öl kauft oder verkauft, irgend etwas basierend auf einer Prognose einer Firma machen, die 30 Tage zuvor mit Ihren Vorhersagen so spektakulär daneben lag? Hmmm….

Portland wartet noch immer darauf, jemanden zu treffen, der einen Preisverfall von $60,– im Herbst 2014 vorhergesagt hat. Obwohl viele Marktbeobachter prognostizierten, dass der Boom des nord-amerikanischem Schieferöls irgendwann einen Abwertstrend auf dem Ölmarkt auslösen wird, doch einen $60,– Fall in 5 Monaten? Während der Bedarf nach Öl stieg und weiter steigt?! Nein, als die Preise unter $80,– per Barrel fielen, wurden wir Zeugen von einem von Spekulanten getriebenen Preisverfall, das heiβt, es wurde einfacher Geld mit Leerverkäufen zu verdienen (Wetten annehmen, die ausgezahlt werden, wenn die Ölpreise fallen) als durch eine grundlegende Analalyes des Bedarfes und des Vertriebes. Solche Unternehmungen würden normalerweise die Aufmerksamkeit der Presse erregen – schliesslich werden Personen, die mit den Ölpreisen spielen und verlieren, relativ schnell angeprangert – aber weil die Spekulatoren diesmal die Preise nach unten trieben, war niemand daran interessiert. Es war definitiv nichts in der Presse zu finden, das andeutete, dass die Halbierung des Ölpreises durch irgenetwas anderes als die Versorgungs- und Verbrauchterketter zu begründen sei.

Die Frage, die sich stellt,  ist, ob es irgendetwasgibt, dass mit Sicherheit für das Jahr 2015 vorhergesagt werden kann? Nun ja, tatsächlich zwei Sachen. Erstens wird die Stimmung bei der  IP Woche im Februar in London etwas niedergeschlagener als normal sein und zweitens, zum ersten Mal in vielen Jahren, werden europäische Raffinerien eine annehmbare Zeit haben. Sehen Sie sich die beiliegende Schaubild an, die die Ertragsspannen der Raffinerien seit 2003 zeigen ( Brutto- Ertragsspannen werden als Differenz zwischen Verkaufspreis des raffinerierten Produktes im Vergleich zu seinen Rohkosten definiert). Als Daumenregel gilt, dass wenn die Ertragsspannen der Raffinerien unter $20,– per Barrel fallen, dann verdienen die Raffinerien nichts mehr, und das heiβt, dass Raffinerien in den letzten 8-11 Jahren Verlustunternehmen waren. Das ist auch der Grund, warum soviele in Europa in diesem Zeitraum geschlossen haben. Aber sehen Sie sich die „Salattage“ von 2008 an, als die Weltwirtschaftkrise im vollen Gang war und die Rohölpreise abstürzten. Raffenerieertragsspannen waren zu diesem Zeitpunkt stark, da die Rohmaterialien günstig waren, aber die Preisentwicklung der raffinierten Produkte folgte nur langsam. Wenn es also einen Gewinner (innerhalb der Branche) geben wird, der von dem massiven Preisverfall des Rohöls profitieren wird, werden es die Raffinerien sein und wer will ihnen das, nach den letzten 11 Jahren, missgönnen?